Die Maulbeere… so eine Frucht, die irgendwie immer ein bissl unter dem Radar fliegt. Kein Platz im Supermarktregal, kein Influencer-Hype, kein Trendfood. Dabei hat sie bei uns in Österreich eine Geschichte, die sich gewaschen hat – mit Seide, Kaiserin und jeder Menge vergessener Bäume.

Ursprünglich kommt die weiße Maulbeere aus dem fernen Osten – aus China. Aber nicht wegen der Beeren hat man sie geholt, sondern wegen ihrer Blätter. Denn die sind das absolute Lieblingsfutter der Seidenraupen. Und wer Seide will, braucht Maulbeerblätter. So einfach – oder eben nicht.

Im 18. Jahrhundert kam dann der große Plan: Österreich wollte seinen eigenen Seidenbau. Kaiser Joseph I. schrieb Prämien aus, und unter Maria Theresia wurde es richtig ernst. Ab 1752 wurden in Wien und Niederösterreich über 27.000 Maulbeerbäume verteilt – samt Seidenraupeneiern, gratis versteht sich. Der Plan: Heimische Seide statt teurem Import aus dem Osten.

Man pflanzte die Bäume in Schulhöfen, an Feldrändern, entlang von Alleen. In Wien, in Niederösterreich, sogar im Südburgenland gab’s echte Maulbeerbaum-Strategien. Auch im Schlosspark Schönbrunn sollen ganze Reihen davon gestanden haben – der Seidenkaisertraum war groß.

Aber wie’s halt oft ist mit den großen Plänen: Die Praxis war weniger glanzvoll. Die Seidenraupenzucht war mühsam, empfindlich, aufwendig – und billiger wurde es dadurch auch nicht. Gegen die asiatischen Importe konnte Europa langfristig nicht mithalten. So ist das Projekt irgendwann leise wieder eingeschlafen. Zurück blieben die Bäume. Die Maulbeerbäume.

Und viele davon stehen heute noch. Knorrig, alt, verwunschen – irgendwo an Wegrändern, in vergessenen Schulhöfen, neben Bauernhäusern. Und kaum jemand weiß, was das eigentlich für Schätze sind. Ich liebe diese Beeren. Dunkel, weich, manchmal weiß oder rötlich – sie schmecken wie der Sommer von früher. Kein Supermarkteinheitsgeschmack, sondern echtes Aroma. So, wie Obst schmecken soll.

Und das Schönste: Der Maulbeerbaum ist ein stiller Begleiter. Er wächst langsam, lebt lange, braucht kaum Pflege. Er kommt mit Trockenheit zurecht, ist frosttoleranter als man denkt und im Garten ein wunderbar ruhiger Baum. Nicht aufdringlich. Nicht heikel. Aber da, verlässlich.

Wenn er blüht, dann heimlich. Wenn er fruchtet, dann plötzlich und wild. Und dann sind da diese Tintentröpfchen von Beeren, die alles einfärben – Finger, Zunge, Kinderhände, T-Shirts. Aber man verzeiht’s ihm. Weil’s einfach herrlich schmeckt.

Ich finde, die Maulbeere ist ein stiller Zeitzeuge. Sie erzählt von Maria Theresias großem Traum, von Seide und Säumen, von kleinen Spinnfäden und großen Ideen. Und davon, dass manche Bäume einfach bleiben – auch wenn die Mode weitergezogen ist.

Maulbeeren sind nicht laut. Aber sie sind da. Und manchmal ist das genau das, was zählt.

Die Maulbeere ist zwar leise, aber innerlich ein wahres Kraftpaket. Besonders die schwarzen und roten Maulbeeren strotzen nur so vor sekundären Pflanzenstoffen – allen voran Anthocyane, die nicht nur für die tiefviolette Farbe verantwortlich sind, sondern auch antioxidativ wirken. Das heißt: Zellschutz deluxe!

Hier die wichtigsten Inhaltsstoffe auf einen Blick:

  • Vitamin C – für’s Immunsystem und die Haut
  • Vitamin K – unterstützt Blutgerinnung und Knochen
  • Kalium – reguliert den Blutdruck
  • Eisen – für die Blutbildung
  • Resveratrol – entzündungshemmend und bekannt aus der Traube
  • Ballaststoffe – gut für die Verdauung
  • Anthocyane & Flavonoide – antioxidativ, gefäßschützend, entzündungshemmend

Traditionell wurden Maulbeeren nicht nur gegessen, sondern auch als Heilmittel eingesetzt: bei Fieber, Halsschmerzen oder zur Stärkung der Leber. Getrocknete weiße Maulbeeren sind in der TCM (Traditionellen Chinesischen Medizin) ein altes Stärkungsmittel.

Frisch sind sie ein Genuss – direkt vom Baum in den Mund. Leider halten sie nicht lange, also lieber gleich verarbeiten oder einfrieren. 

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