Es gibt Pflanzen, die fast ein bisserl in Vergessenheit geraten sind, obwohl sie einst in jedem alten Bauerngarten ein Platzerl hatten. Die Gewöhnliche Nachtviole – botanisch Hesperis matronalis genannt – ist genau so eine. Still und leise feiert sie jetzt ihr Comeback und bringt wieder ein Stück vergessene Gartenromantik zurück.

Auf den ersten Blick ist die Nachtviole vielleicht nicht die lauteste Erscheinung: schlanke Stängel, zarte violette oder weißliche Blüten. Aber wenn die Sonne untergeht, beginnt ihr großer Auftritt. Dann erfüllt sie die Abendluft mit einem süßen, fast märchenhaften Duft, der an Honig, Veilchen und ein bisschen an Jasmin erinnert. Wer in einer lauen Sommernacht an einer Nachtviole vorbeigeht, bleibt unweigerlich stehen, um den feinen Duft einzuatmen.

Die Nachtviole gehört zur Familie der Kreuzblütler (Brassicaceae), genau wie Kresse oder Raps. Ihre enge Verwandtschaft mit diesen Pflanzen erkennt man an den einfachen Blüten, die jeweils vier Blütenblätter zeigen. Bekannt ist sie auch unter anderen Namen wie Matronenblume, Damenviole oder einfach nur Nachtparfüm – all diese Bezeichnungen verraten schon viel über ihren betörenden Duft und ihre lange Tradition als Gartenpflanze.

Ursprünglich stammt sie aus Südeuropa und Westasien, aber schon seit Jahrhunderten gehört sie zu unseren traditionellen Begleitern in Bauern- und Naturgärten. Früher hat man sie gezielt dort gepflanzt, wo man abends zusammengesessen ist – bei Lauben, Eingängen oder rund um den Sitzplatz –, damit ihr Duft die Sommerabende noch schöner macht.

In der Pflege ist sie recht unkompliziert. Sie mag einen sonnigen oder halbschattigen Standort, einen lockeren Boden und nicht zu viel Nässe. Gedüngt werden muss sie kaum. Da sie zweijährig ist, wächst sie im ersten Jahr als unscheinbare Blattrosette heran und schenkt uns erst im zweiten Jahr ihre duftende Blütenpracht. Lässt man sie dann aussamen, kommt sie oft von selbst wieder, Jahr für Jahr, ganz ohne großes Zutun.

Besonders schön wirkt die Nachtviole in naturnahen Gärten, wo sie gemeinsam mit Stockrosen, Akeleien oder Malven ein lebendiges, duftendes Bild ergibt. Auch viele Nachtfalter und andere Insekten lieben sie, denn ihre Blüten sind in der Dämmerung eine wertvolle Nahrungsquelle. So holt man sich mit ihr nicht nur ein Stück Nostalgie, sondern auch ein kleines Paradies für die Tierwelt zurück.

Wichtig zu wissen ist, dass die Nachtviole – so verführerisch sie auch duftet – nicht zum Verzehr geeignet ist. Sie enthält Stoffe, die leicht giftig wirken können, wenn man sie isst. Deshalb bleibt sie bei uns einfach das, was sie am besten kann: eine Blume zum Schauen, Riechen und Träumen.

In der Blumensprache steht die Nachtviole übrigens für Sehnsucht, romantische Liebe und leise, fast geheime Wünsche. Vielleicht liegt gerade darin ihr Zauber: Sie drängt sich nie auf, sondern verführt sanft – wie eine Erinnerung an längst vergangene Sommernächte und das Versprechen, dass manche Schönheiten nur in der Stille wirklich aufblühen.

Die Gewöhnliche Nachtviole ist ein stiller Schatz, der unsere Gärten auf eine fast vergessene Art verzaubert – sanft, unaufdringlich und wunderbar duftend. In einer Welt, die oft laut und hektisch ist, erinnert sie uns daran, dass die schönsten Dinge manchmal erst in der Dämmerung ihren ganzen Zauber entfalten.

Feel free to share!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Gartenflüster- hier gibt es mehr davon

Das Erwachen des Gartens: Ein Neubeginn im Jahreskreis

Der Winter hat seine Spuren hinterlassen. Die kahlen Äste recken sich gegen den Himmel, während die Erde noch die Kühle der vergangenen Monate

Herbstzeit ist Erntezeit

Der Herbst ist eine wunderbare Zeit, die Erntezeit ist nun am Höhepunkt. Obst und Gemüse ist reif und wird eingekocht zu Marmeladen und

Eine Liebeserklärung an die Chinesische Gemüsemalve

Der Gaumenfeind der Nacktschnecken Im Sommer, wenn die Tage lang und die Nächte mild sind, erblüht unser Garten in seiner vollen Pracht. Ausser,ja