
Die Kapuzinerkresse, botanisch Tropaeolum majus, ist eine farbenfrohe und zugleich heilkräftige Pflanze, die in keinem naturnahen Garten fehlen sollte. Sie ist nicht nur ein echter Blickfang mit ihren leuchtenden Blüten in Gelb, Orange und Rot, sondern auch ein altes Hausmittel mit erstaunlichen Fähigkeiten. Schon beim ersten Biss in ein Blatt merkt man: Diese Pflanze hat Pfeffer!
Ihr würzig-scharfer Geschmack erinnert an Kresse oder Rettich – und das ist kein Zufall. Verantwortlich dafür sind sogenannte Senfölglykoside, besonders Glucotropeolin. Diese Stoffe wirken stark antibakteriell, antiviral und immunstimulierend. Deshalb wird die Kapuzinerkresse gern bei beginnenden Erkältungen, Nasennebenhöhlenentzündungen oder Harnwegsinfekten eingesetzt. Am besten frisch geerntet, denn beim Trocknen verliert sie viel von ihrer Heilkraft.
Pro Person reichen zwei bis drei kleine Blätter und zwei bis drei Blüten völlig aus, damit die scharfen Senföle den Magen nicht reizen. Kapuzinerkresse hat einen ausgeprägten haut- und schleimhautreizenden Effekt – das sind eben die Senföle, die für die Schärfe verantwortlich sind. Deshalb würde man einem Patienten, der an einem Magen- oder Zwölffingerdarmgeschwür leidet, vom Verzehr abraten. Auch empfindliche Menschen sollten zunächst vorsichtig dosieren und schauen, wie gut sie die Pflanze vertragen.
In der Küche ist sie eine echte Bereicherung: Die Blätter verfeinern Salate, Sandwiches oder Frischkäseaufstriche. Die Blüten sorgen nicht nur für Farbtupfer, sondern bringen auch Würze auf den Teller. Besonders spannend sind die grünen Samen– wenn man sie in Essig einlegt, entstehen sogenannte „falsche Kapern“, die geschmacklich mit dem Original durchaus mithalten können. Wer es kreativer mag, kann aus Blättern und Blüten ein scharfes Pesto zaubern, das sich perfekt für Pasta oder als Brotaufstrich eignet. Auch ein frischer Hustentee lässt sich schnell zubereiten: ein paar Blätter mit heißem Wasser übergießen, ziehen lassen, eventuell mit Honig verfeinern – fertig ist ein pflanzliches Hausmittel bei Husten und Schnupfen. Für Kinder unter vier Jahren ist die Anwendung jedoch nicht empfohlen.
Die Kapuzinerkresse lässt sich einfach im Garten oder im Topf kultivieren. Sie ist einjährig, liebt Sonne bis Halbschatten und kommt mit nährstoffarmen Böden gut zurecht. Zu viel Dünger fördert das Blattwachstum, aber nicht die Blütenfülle – hier gilt: weniger ist mehr. Sie kann als Bodendecker kriechen oder mit einer Rankhilfe in die Höhe klettern. Besonders praktisch ist sie als Mischkulturpflanze, denn sie zieht Blattläuse magisch an und hält dadurch andere Pflanzen wie Bohnen oder Tomaten frei von Schädlingen.
Ursprünglich stammt sie aus den Anden Südamerikas und kam im 17. Jahrhundert durch spanische Entdecker nach Europa. Zunächst wurde sie als reine Zierpflanze gehalten – ihre Blüten erinnerten an die Kapuzen von Mönchskutten, was ihr den Namen „Kapuzinerkresse“ einbrachte. Erst später entdeckte man ihre heilenden Eigenschaften, vor allem in der Volksmedizin des 19. Jahrhunderts. In der Klostermedizin war sie hingegen noch nicht bekannt – Hildegard von Bingen lebte lange vor ihrer Verbreitung in Europa. Heute erlebt sie ein kleines Comeback, besonders in der Kräuterheilkunde und unter Menschen, die pflanzliche Alternativen zur Schulmedizin suchen. Die Kapuzinerkresse ist ein Paradebeispiel dafür, wie Heilwirkung, Geschmack und Schönheit in einer Pflanze vereint sein können. Und wer sie einmal im Garten hatte, wird oft im nächsten Jahr von selbst wieder überrascht – denn ihre Samen keimen zuverlässig, wenn der Winter nicht zu streng war.