Schon im 10. Jahrhundert wurde der Flieder von den Mauren in Spanien eingeführt. Im 16. Jahrhundert kam er dann auch in Mitteleuropa und England an. Weil er so schön aussieht und so gut duftet, wurde er häufig in Bauerngärten angebaut. Sein türkischer Name “Lilac” wurde im deutschsprachigen Raum zu “lila”, denn für die hellviolette Farbe gab es vorher noch gar keine eigene Bezeichnung.

In der griechischen Mythologie wird der Flieder mit der Nymphe Syringa in Verbindung gebracht. Syringa soll sich aus Furcht vor Pan, dem Gott der Wälder und Felder, in einen Fliederbusch verwandelt haben. Diese Legende spiegelt die enge Verbindung der Pflanze mit der Natur und ihre schützenden Eigenschaften wider.
In der viktorianischen Blumensprache symbolisierte der Flieder die erste Liebe und Zuneigung. Dies machte ihn zu einem beliebten Motiv in der Liebeslyrik und Kunst jener Zeit. Die zarten Lilatöne der Blüten wurden oft mit der Süße und Unschuld der ersten Liebe assoziiert. Künstler der Impressionisten waren von der Schönheit der Natur fasziniert und wählten oft den Flieder als Motiv. Claude Monet und Vincent van Gogh sind zwei bekannte Künstler, die den Flieder in ihren Werken verewigt haben. Sie malten den Flieder auf eine Weise, die seine vergängliche Schönheit und seinen üppigen Duft einzufangen schien, wodurch die Pflanze zu einem Symbol für die Vergänglichkeit der Zeit wurde.
In der Poesie dient der Flieder oft als Metapher für Erneuerung und Neubeginn. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist Walt Whitmans Werk „When Lilacs Last in the Dooryard Bloom’d“. Whitman nutzt den Flieder als zentrales Symbol, um den Kreislauf von Leben und Tod zu thematisieren, was seinem Werk, besonders während des amerikanischen Bürgerkriegs, eine besondere Bedeutung verlieh.
Die Blüten, Blätter und Rinde des Flieders enthalten Verbindungen, die entzündungshemmende, schmerzlindernde und beruhigende Eigenschaften haben. Ein Tee aus Fliederblüten kann bei der Linderung von Entzündungen im Körper helfen, Schmerzen lindern, die Nerven beruhigen und das Immunsystem stärken.
Ein beliebtes Rezept, um die heilenden Eigenschaften des Flieders zu nutzen, ist die Herstellung von Fliedersirup:
Zutaten:
- 250 g Fliederblüten
- 500 ml Wasser
- 500 g Zucker
- Saft einer Zitrone
Zubereitung:
- Die Fliederblüten vorsichtig abschütteln, um eventuelle Insekten zu entfernen, aber nicht waschen, da dies den Geschmack beeinträchtigen kann.
- Die Fliederblüten mit dem Wasser in einen Topf geben und zum Kochen bringen.
- Den Topf vom Herd nehmen und die Fliederblüten etwa 24 Stunden lang ziehen lassen, um das Aroma zu extrahieren.
- Die Flüssigkeit durch ein feines Sieb oder ein sauberes Tuch abseihen, um die Blüten zu entfernen.
- Die Fliederflüssigkeit mit dem Zucker und dem Zitronensaft in einem sauberen Topf vermischen.
- Die Mischung zum Kochen bringen und etwa 10 Minuten lang köcheln lassen, bis der Zucker vollständig aufgelöst ist und sich ein Sirup bildet.
- Den Fliedersirup vom Herd nehmen und abkühlen lassen.
- Den Sirup in saubere Flaschen abfüllen und im Kühlschrank aufbewahren.
Trotz der zahlreichen Heilwirkungen, die dem Flieder zugeschrieben werden, ist bei der Verwendung von Pflanzenteilen in der Naturheilkunde Vorsicht geboten. Insbesondere schwangere und stillende Frauen sowie Personen mit spezifischen Gesundheitsproblemen sollten bestimmte Sicherheitshinweise beachten.
Es ist wichtig zu beachten, dass die grünen Teile des Flieders, einschließlich Blätter und Stängel, giftige Substanzen enthalten können. Daher sollte von einer inneren Anwendung ohne fachkundige Anleitung abgesehen werden. Die äußerliche Anwendung, z.B. in Form von Hautaufgüssen, gilt als sicherer, aber auch hier ist bei bekannter Überempfindlichkeit gegen Pflanzeninhaltsstoffe Vorsicht geboten.
Schwangere und stillende Mütter sollten Flieder generell nicht zu medizinischen Zwecken verwenden, da keine ausreichenden Informationen über die Sicherheit der Anwendung vorliegen. Die enthaltenen bioaktiven Substanzen können hormonelle Prozesse beeinflussen oder die Gesundheit von Mutter und Kind beeinträchtigen.
Personen mit bestimmten Vorerkrankungen, speziell mit hormonabhängigen Erkrankungen, sollten vor der Anwendung von Fliederpräparaten ärztlichen Rat einholen. Auch bei Erkrankungen des Verdauungstraktes oder der Leber ist Vorsicht geboten, da bestimmte Inhaltsstoffe die Beschwerden verstärken können.
Generell gilt, dass Naturheilmittel wie Flieder trotz ihrer möglichen Vorteile nicht als Ersatz für eine professionelle medizinische Behandlung angesehen werden sollten. Um mögliche Wechselwirkungen mit Medikamenten oder bestehenden Erkrankungen auszuschließen, ist eine Beratung durch einen qualifizierten Gesundheitsexperten unerlässlich.
Bei Beachtung dieser Sicherheitshinweise kann die Verwendung von Flieder in der Hausapotheke oder in kosmetischen Anwendungen eine bereichernde Ergänzung sein, ohne unerwünschte Risiken einzugehen.