Mangold gehört zu jenen Gemüsepflanzen, die im Garten oft unterschätzt werden und dennoch eine herausragende Rolle im Jahresverlauf einnehmen. Während viele Kulturen mit den ersten kühleren Nächten im Herbst langsam nachlassen oder ganz geräumt werden müssen, zeigt Mangold jetzt seine Stärke.

Die Pflanze ist robust, anpassungsfähig und liefert zuverlässig frisches Blattgemüse, wenn andere Quellen langsam versiegen. Besonders inei mir im Südburgenland, wo das pannonische Klima warme Sommer und lange, milde Herbstperioden bringt, gedeiht Mangold überdurchschnittlich gut. Er ist in der Lage, bis weit in den Spätherbst hinein zu wachsen und frische Blätter zu produzieren, die in der Küche vielseitig einsetzbar sind. Damit ist Mangold ein wertvolles Element für Menschen, die sich länger im Jahr aus dem eigenen Garten versorgen möchten.

Mangold stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und ist eine Kulturform der Rübe. Anders als bei der Roten oder Gelben Rübe wird beim Mangold jedoch nicht die Wurzel genutzt, sondern Blatt und Stiel. Er wurde bereits in der Antike geschätzt und galt lange Zeit als Heilpflanze, bevor er in die bäuerliche Küche Mitteleuropas einzog und dort eine feste Rolle einnahm. Erst mit der Beliebtheit des Spinats im 20. Jahrhundert verlor Mangold vielerorts an Bedeutung. Heute erlebt er eine Rückkehr in Gärten und auf Märkte, getragen von der wachsenden Wertschätzung für robuste, nährstoffreiche und vielseitige Kulturpflanzen.

Mangold lässt sich ab dem Frühjahr aussäen und entwickelt sich schnell zu kräftigen Pflanzen. Besonders interessant ist jedoch der Anbau für den Herbst und Winter, denn Mangold verträgt niedrige Temperaturen ausgesprochen gut. Wird er regelmäßig geerntet, bleibt er bis zum ersten stärkeren Frost zart und knackig. Selbst Temperaturen bis minus fünf Grad übersteht er ohne Probleme, und mit einem Winterschutz aus Vlies oder Tannenzweigen ist sogar eine Ernte in den Wintermonaten möglich. Im Südburgenland sind Winter mit längeren Frostperioden selten, sodass Mangold häufig bis in den Dezember hinein frisch aus dem Beet geerntet werden kann. Wer ein Hochbeet besitzt, kann den Zeitraum noch weiter verlängern, da die Pflanzen dort besser vor Bodenkälte geschützt sind.

Besonders wertvoll ist Mangold für nachhaltiges Gärtnern, denn er ist eine zweijährige Pflanze. Im ersten Jahr bildet er die Blätter aus, im zweiten Jahr steigt er in Blüte und bildet Samen. Wenn man die Pflanze stehen lässt, kann sie sich selbst aussäen. Und man kann einige Jahre von der gleichen Pflanze ernten. Voraussetzung dafür ist jedoch die Wahl von samenfestem Saatgut. Hybrid- oder F1-Sorten bringen keine zuverlässig keimfähigen Samen hervor und eignen sich daher nicht für den Nachbau. Bei samenfesten Sorten wie „Lucullus“, „Bright Lights“, „White Silver 2“, „Feurio“ oder „Verde da Taglio“ funktioniert die Selbstaussaat sehr gut.


Die Samen fallen rund um die Mutterpflanze zu Boden und keimen entweder im Spätsommer oder im nächsten Frühjahr. Auf diese Weise kann Mangold zu einer Kultur werden, die sich im Garten von selbst erhält. Gärtnerische Eingriffe beschränken sich dann lediglich auf das Ausdünnen der Jungpflanzen oder das Versetzen an günstigere Standorte. Oder man lässt ihn dir wachsen wo der Samen hinfliegt, manchmal auch außerhalb der Hochbeete.

Mangold wächst am liebsten in lockeren, humusreichen Böden und benötigt regelmäßige Wasserversorgung. Besonders im Hochsommer verhindert Mulchen, dass der Boden austrocknet. Dennoch gilt Mangold als unkompliziert und anspruchslos. Ein weiterer Vorteil ist seine lange Kulturzeit. Im Gegensatz zu Salat, der nach wenigen Wochen beerntet wird, bleibt Mangold monatelang im Beet und liefert stetig Nachschub. Geerntet werden dabei stets die äußeren Blätter, während das Herz der Pflanze stehen bleibt, damit sie weiter wachsen kann. Werden die Blätter regelmäßig abgenommen, beugt dies zudem der Bildung von zu dicken Stielen vor und hält die Pflanze jung und kräftig.

Im Herbst zählt Mangold zu den wichtigsten Blattgemüsen im Selbstversorgergarten, denn er bringt wertvolle Nährstoffe in eine Jahreszeit, die bei frischem Gemüse weniger üppig ist. Die Blätter enthalten Kalium, Calcium, Magnesium sowie Vitamin K und C, während die Stiele reich an Mineralstoffen sind. Die Pflanze enthält außerdem antioxidative sekundäre Pflanzenstoffe, die den Organismus in der kalten Jahreszeit unterstützen. Aufgrund seines hohen Vitamin- und Mineraliengehalts wurde Mangold früher in Klostergärten gezielt angebaut, um die Gesundheit zu fördern.

Auch kulinarisch bietet Mangold eine große Bandbreite. Die Blätter können ähnlich wie Spinat verwendet werden, während die Stiele aufgrund ihrer knackigen Konsistenz eine eigene Rolle in der Küche spielen. Blatt und Stiel sollten getrennt zubereitet werden, da die Stiele eine etwas längere Garzeit benötigen. In der herbstlichen Küche harmoniert Mangold besonders gut mit Kartoffeln, Kürbis, Pilzen, Reis, Käse und Nüssen. Dadurch lässt er sich hervorragend in wärmenden Gerichten verarbeiten, die zur Jahreszeit passen.

Ein einfaches Rezept, das sich sehr gut für den Alltag eignet, ist eine Mangold-Kartoffel-Pfanne. Dafür werden Kartoffeln gekocht und in Scheiben geschnitten. Zwiebeln und Knoblauch werden in einer Pfanne mit etwas Öl angeschwitzt und anschließend die in Stücke geschnittenen Mangoldstiele hinzugefügt. Nach einigen Minuten kommen die grob geschnittenen Blätter dazu, die nur kurz zusammenfallen müssen. Mit Salz, Pfeffer und Muskat gewürzt, entsteht eine einfache, herzhaft wärmende Mahlzeit. Je nach Geschmack kann das Gericht mit Sahne, Sauerrahm oder Feta verfeinert werden.

Als zweite herbstliche Rezeptidee eignet sich Mangold auch hervorragend als Füllung für einen Strudel. Für einen Mangoldstrudel wird der Mangold gewaschen und in Blätter und Stiele getrennt. Die Stiele werden klein geschnitten und in Butter oder Öl gedünstet, danach kommen Zwiebeln und Knoblauch hinzu. Wenn alles weich ist, werden die Blätter kurz mitgedünstet. Die Mischung wird danach mit Topfen, etwas geriebenem Käse und einem Ei vermengt und gut gewürzt. Diese Fülle wird in Strudelblätter eingerollt und goldbraun gebacken. Der Mangoldstrudel schmeckt warm wie kalt und eignet sich damit auch für Vorratsküche oder schnelle Mahlzeiten.

Abseits der Küche bietet Mangold auch optisch einen Mehrwert im Garten. Die bunten Stielmangoldsorten mit kräftigen Farben in Rot, Gelb, Orange oder Pink bringen Farbe in Beete und kombinieren Zierwert mit Nutzwert. Bei Stielmangold ist die Pflanze darauf gezüchtet, besonders kräftige Stiele auszubilden, während Blattmangold (oder Schnittmangold) speziell für viel Blattmasse entwickelt wurde. Beide Formen haben ihre Vorteile, je nachdem, ob der Schwerpunkt im Garten auf Erntegewicht oder auf dekorativem Nutzen liegt.

Auch mit Blick auf eine nachhaltige Gartenkultur hat Mangold eine wichtige Rolle. Er eignet sich hervorragend für Mischkultur, da er ein guter Beetnachbar für Zwiebeln, Kohl, Karotten und Bohnen ist. Nicht empfehlenswert ist allerdings eine direkte Nachbarschaft mit Roter Rübe und Spinat, da alle aus derselben Pflanzenfamilie stammen und somit ähnliche Nährstoffansprüche haben. Eine Fruchtfolge mit genügend Abstand zu verwandten Arten verhindert Bodenmüdigkeit und Krankheitsdruck.

Mangold kann erfolgreich überwintert werden, wenn auf einen guten Schutz geachtet wird. In Regionen mit milden Wintern wie dem Südburgenland reicht oft eine dicke Mulchschicht um das Pflanzenherz herum aus, ergänzt durch Vlies bei strengeren Frostperioden. Wird der Mangold vor Wintereinbruch nicht vollständig heruntergeschnitten, treibt er im Frühjahr kräftig wieder aus. Ab dem zweiten Jahr bildet die Pflanze Blütenstängel und später Samen. Wer eigene Samen gewinnen möchte, lässt einige Pflanzen im Beet stehen und erntet das Saatgut, wenn die Samenstände vollständig ausgereift und trocken sind. Es empfiehlt sich, den Samen kühl, trocken und dunkel zu lagern. Bei samenfesten Sorten bleibt die Sorteneigenschaft erhalten, wodurch Jahr für Jahr eigener Nachbau möglich ist.

Im Rahmen einer naturnahen Gartenbewirtschaftung bietet Mangold außerdem Lebensraum für nützliche Insekten. Während der Blüte zieht er Bestäuber wie Wildbienen und Schwebfliegen an. In ökologischen Gärten wird Mangold deshalb gerne als dauerhafte Kultur integriert, da er sowohl die Versorgungslücke im Beet schließt als auch natürlichen Lebensraum unterstützt.

Auch für die Vorratshaltung eignet sich Mangold gut. Er kann blanchiert und eingefroren werden, ohne viel an Qualität zu verlieren. Dabei bleibt der Geschmack erhalten, und es steht auch in den Wintermonaten frisches Grün zur Verfügung. Die Stiele können zusätzlich zu Suppengemüse verarbeitet oder eingelegt werden, ähnlich wie Stangensellerie. Auf diese Weise bleibt Mangold auch außerhalb der Saison verfügbar, was die Selbstversorgung unterstützt.

Durch seine Robustheit, Vielseitigkeit und Pflegeleichtigkeit ist Mangold ein wertvoller Bestandteil eines gesunden und nachhaltigen Gartens. Wer einmal samenfesten Mangold im Garten etabliert hat, kann viele Jahre von selbst nachwachsenden Pflanzen profitieren. Die Pflanze passt sich gut an regionale Bedingungen an und ist besonders für Einsteiger hervorragend geeignet da sie pflegeleicht ist und über einen langen Zeitraum frische Ernte ermöglicht. Mangold verbindet Erntefreude im Herbst, Versorgungssicherheit im Winter und den Kreislauf der Natur über die Selbstaussaat im Frühjahr. Damit ist er nicht nur eine Kulturpflanze, sondern Teil eines autarken Gartenkonzeptes, das im Einklang mit der Natur arbeitet.

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