Die Brombeere (Rubus fruticosus) gehört zu den ältesten heimischen Wildfrüchten Mitteleuropas.

Sie wächst bevorzugt an Waldrändern, Hecken und in verwilderten Gärten. Ihre Ranken sind oft mit Stacheln besetzt und durchziehen ganze Gebüsche – ein Hinweis darauf, dass es sich um eine echte Pionierpflanze handelt: robust, genügsam und durchsetzungsstark. Doch nicht nur ihre dunklen Früchte, auch ihre Blätter besitzen bemerkenswerte heilkundliche Eigenschaften und wurden bereits in der Volksmedizin des Altertums genutzt.

Inhaltsstoffe

Sowohl die Früchte als auch die Blätter der Brombeere enthalten eine Vielzahl gesundheitsfördernder Inhaltsstoffe:

Früchte:

  • Vitamin C – stärkt das Immunsystem, wirkt antioxidativ
  • Vitamin K – spielt eine zentrale Rolle bei der Blutgerinnung und dem Knochenstoffwechsel
  • Folsäure (Vitamin B9) – wichtig für Zellteilung und Blutbildung
  • Ballaststoffe – fördern die Verdauung und unterstützen eine gesunde Darmflora
  • Anthocyane – sekundäre Pflanzenstoffe mit stark antioxidativer Wirkung
  • Flavonoide – zellschützend, entzündungshemmend
  • Kalium, Magnesium, Kalzium, Mangan, Eisen – wichtige Mineralstoffe für Nerven, Muskeln und den Energiestoffwechsel

Blätter:

  • Gerbstoffe (v.a. Gallotannine) – adstringierend (zusammenziehend), entzündungshemmend
  • Flavonoide – antioxidativ, gefäßschützend
  • Vitamin C – immunstärkend
  • Organische Säuren und ätherische Öle – mit mild keimhemmender Wirkung

Heilwirkung

Die medizinisch relevanten Teile der Brombeere sind vor allem die Blätter, die in der Pflanzenheilkunde (Phytotherapie) vielseitig eingesetzt werden. Auch die Früchte haben ernährungsphysiologische Bedeutung und können präventiv zur Gesunderhaltung beitragen.

Innerliche Anwendung:

  • Bei leichten Durchfallerkrankungen: Die Gerbstoffe in den Brombeerblättern wirken zusammenziehend auf die Schleimhäute im Darm und helfen, überschüssige Flüssigkeit zu binden.
  • Bei Entzündungen im Mund- und Rachenraum: Als Gurgellösung oder Spülung wirkt ein Aufguss aus Brombeerblättern antibakteriell, lindert Entzündungen und kann die Heilung unterstützen.
  • Zur allgemeinen Stärkung: Die im Tee enthaltenen Flavonoide und Antioxidantien können das Immunsystem unterstützen und helfen, freie Radikale abzufangen.
  • Bei leichter Menstruationsbeschwerden: Die adstringierende Wirkung kann krampflindernd und regulierend wirken.

Äußerliche Anwendung:

  • Als Umschlag oder Waschung bei Hautproblemen (z. B. leichter Sonnenbrand, entzündete Hautstellen): Der Tee aus den Blättern wirkt entzündungshemmend und beruhigend.
  • Als Gesichtswasser bei unreiner Haut: adstringierend und tonisierend.

Anwendung in der Hausapotheke

Wenn Hildegard von Bingen heute durch unsere Wälder streifen würde, hätte sie wahrscheinlich ein paar Brombeerblätter im Körbchen – ganz ohne Instagram, aber mit einem tiefen Gespür für die Heilkräfte der Natur. Für sie war jede Pflanze mehr als nur ein Gewächs – sie war Ausdruck göttlicher Ordnung und Teil des großen Ganzen.

Auch zur Brombeere, dem Rubus fruticosus, hatte sie eine klare Meinung.

„Die Brombeere ist von mäßiger Wärme und hat etwas von der Kraft der Sonne und des Feuers in sich. Wer an innerer Hitze leidet, der soll ihre jungen Triebe kochen und trinken.“

So steht es sinngemäß in ihrer Physica, dem berühmten naturkundlichen Werk, in dem sie die Heilkräfte von Pflanzen, Tieren und Steinen beschreibt.

Die Brombeere in Hildegards Lehre

Hildegard schätzte vor allem die Blätter und jungen Triebe der Brombeere. Sie empfahl sie bei:

  • Fieberzuständen und „innerer Hitze“ (heute würden wir sagen: entzündliche Prozesse)
  • Schleimhautreizungen im Mund- und Rachenraum
  • Verdauungsbeschwerden, insbesondere bei einem „überreizten Magen“
  • zur allgemeinen Stärkung und Ausleitung

Sie riet, junge Brombeertriebe abzukochen und den Sud zu trinken – als Tee oder „medizinischen Trunk“. Der bittere, adstringierende Geschmack war für sie kein Mangel, sondern Teil der Wirkkraft.

Auch in der Ernährung sprach sie den Brombeeren einen Wert zu, allerdings empfahl sie, sie maßvoll zu genießen – nicht wegen des Zuckers, sondern weil sie „kühlender“ Natur seien. In Hildegards Verständnis konnte ein Zuviel an Kälte dem Körper schaden – ein Konzept, das wir heute vielleicht als „energetische Wirkung“ verstehen würden.

Die Blätter der Brombeere lassen sich einfach selbst sammeln: am besten im Frühjahr oder Frühsommer, vor der Blüte. Wichtig ist, nur gesunde, unverletzte Blätter zu pflücken und sie an einem luftigen, schattigen Ort gut zu trocknen. Die fertigen Blätter können luftdicht verschlossen gelagert und als Tee verwendet werden.

Rezept: Brombeerblätter-Tee

  • 1 TL getrocknete Brombeerblätter (oder 2 TL frische, zerkleinerte)
  • mit 250 ml heißem Wasser (ca. 90 °C) übergießen
  • abgedeckt 10–15 Minuten ziehen lassen
  • abseihen und je nach Bedarf trinken oder als Spülung/Gurgellösung verwenden

Gartenbrombeeren vs. Wildformen

Im Garten findet man heute meist dornenlose Kultursorten, die gezielt auf Ertrag, Süße und einfache Ernte gezüchtet wurden. Ihre Früchte sind größer, milder im Geschmack und sehr beliebt für Marmeladen, Kuchen oder Fruchtsäfte. Der gesundheitliche Nutzen ist ebenfalls gegeben, wenngleich die Konzentration an sekundären Pflanzenstoffen (wie Gerbstoffen) in wilden Brombeeren meist höher ist.

Wer einen Garten hat, kann beide Varianten gut miteinander kombinieren: Die Kulturformen liefern große Mengen Früchte für die Küche, während wilde Ausläufer (z. B. entlang eines Zauns oder Komposthaufens) einen wertvollen Beitrag für Insekten, Vögel und die Hausapotheke leisten.

🌿 

Hinweis zur Anwendung von Heilkräutern

Die in meinen Beiträgen vorgestellten Heilpflanzen und Kräuterrezepte basieren auf traditionellem Wissen, langjähriger Erfahrung sowie fundierter Pflanzenkunde. Dennoch ersetzen sie keine ärztliche Diagnose oder Behandlung.

Bitte beachte:

  • Nicht jede Pflanze ist für jede Person geeignet.
    Besonders während der Schwangerschaft, Stillzeit oder bei chronischen Erkrankungen sollte die Anwendung von Heilkräutern nur in Rücksprache mit einer Ärztin, einem Arzt oder einer erfahrenen Heilpraktikerin erfolgen.
  • Kinder unter 12 Jahren reagieren oft empfindlicher auf pflanzliche Wirkstoffe – hier bitte besonders achtsam sein.
  • Auch pflanzliche Präparate können Nebenwirkungen haben oder mit Medikamenten in Wechselwirkung treten.
  • Achte immer auf saubere Ernte, richtige Dosierung und schonende Zubereitung. Weniger ist oft mehr.

🌱 Heilkräuter sind kraftvolle Begleiter – wenn wir sie mit Achtsamkeit, Respekt und Wissen anwenden.

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