Jetzt beginnt für mich die Zeit, in der man im Gemüsegarten nochmal richtig loslegen kann – nicht mit den großen Jungpflanzen, die im Mai gesetzt wurden, sondern mit der zweiten Runde: der Spätsommer- und Herbsternte. Ich mag diese Phase besonders, weil sie leiser ist als der große Frühlingsansturm, aber nicht weniger reich. Und weil jetzt alles, was wächst, irgendwie dankbarer wirkt – als wüsste es, dass die Tage schon bald wieder kürzer werden.

Was ich jetzt aussäe, sind vor allem schnellwachsende Kulturen, die in den nächsten Wochen noch genug Wärme bekommen, um sich zu entwickeln. Ganz klassisch natürlich Radieschen. Die mögen die Hitze im Hochsommer nicht, aber ab Mitte Juni bis in den August hinein wachsen sie wieder viel besser und schießen nicht sofort in die Blüte. Auch Rettich – besonders die längeren Herbstsorten – hat jetzt seine Zeit. Ich setze gern mehr Reihen als nötig, lasse einige stehen, andere ziehe ich jung.

Salate kommen jetzt ebenfalls nochmal richtig gut. Pflücksalate, Asiasalate, aber auch Endivien und Zuckerhut kann man jetzt säen, wenn man im Spätsommer und Herbst noch knackiges Grün will. Und dann ist da natürlich der Feldsalat – der darf bei mir nie fehlen. Der wird zwar erst später erntereif, aber man muss ihn rechtzeitig säen, sonst wird’s mit dem Wachsen knapp.

Spinat ist ebenfalls eine gute Wahl – ich säe ihn im Juli oder August, und oft kommt er dann noch im Herbst zur Ernte oder überwintert und startet im Frühling nochmal durch. Das ist dann wie ein Geschenk aus dem Vorjahr. Auch Mangold lässt sich gut jetzt noch säen. Besonders die bunten Sorten liebe ich, weil sie den Garten nochmal farblich aufmischen, wenn ringsum alles langsam abblüht.

Karotten gehen, wenn man frühe Sorten wählt oder baby carrots möchte – sie brauchen regelmäßig Wasser, aber sonst sind sie unkompliziert. Dasselbe gilt für Rote Rüben. Die kleinen Knollen, die man im Herbst frisch aus der Erde holt, sind zarter als die großen vom Frühsommer. Ich mache das oft in Etappen – alle zwei Wochen eine Reihe, damit ich immer etwas zu ernten habe.

Kohlrabi geht jetzt noch sehr gut. Er mag’s nicht zu heiß, aber der Spätsommer ist ideal für ihn. Auch Brokkoli kann man nochmal versuchen, wenn man Jungpflanzen hat oder ihn jetzt vorzieht. Wer Platz hat, kann auch nochmal Buschbohnen säen – sie brauchen warme Böden, aber wenn’s jetzt nicht gerade regnet wie aus Kübeln, ist das noch drin. Und Bohnen sind so unkompliziert, die machen einfach.

Und dann ist da noch der Kohl – ein Kapitel für sich, aber eines, das jetzt erst so richtig beginnt. Viele denken ja, Kohl sei so ein typisches Frühjahrsding, aber tatsächlich ist der Sommer der perfekte Zeitpunkt, um die Sorten für Herbst und Winter zu setzen. Ich beginne im Juni damit, Jungpflanzen von Weißkohl, Rotkohl, Wirsing und Chinakohl ins Beet zu setzen oder sie vorzuziehen, wenn’s draußen zu heiß ist. Wichtig ist, dass sie gut eingewurzelt sind, bevor die ganz heißen Tage kommen.

Chinakohl wächst erstaunlich schnell und mag den Spätsommer sogar lieber als das Frühjahr – im Frühling geht er leicht in Blüte, aber jetzt, mit den kürzer werdenden Tagen, bleibt er schön kompakt. Auch Pak Choi oder Tatsoi – zwei zartere Kohlarten aus der asiatischen Küche – kann man ab jetzt wunderbar aussäen. Sie wachsen schnell, schmecken mild und sind ideal für die Küche, wenn’s draußen schon frischer wird.

Wirsing ist für mich ein Muss – diese schönen krausen Köpfe, die so robust dastehen, wenn der Rest vom Garten schon müde wird. Ich pflanze ihn gerne Ende Juni bis Juli, dann kann ich ihn im Herbst ernten oder sogar überwintern lassen, wenn es nicht zu streng wird. Rotkohl und Weißkohl sind da ähnlich – wichtig ist, dass sie genug Nährstoffe bekommen, der Boden tiefgründig gelockert ist und sie regelmäßig Wasser bekommen. Dann danken sie es mit festen, schweren Köpfen.

Und wer Richtung Winter denkt, der kann auch schon an Rosenkohl denken. Das ist zwar kein Gemüse für Ungeduldige – aber es lohnt sich. Ich ziehe ihn früh vor und setze ihn dann im Juni oder Anfang Juli ins Beet. Er braucht Zeit, aber wenn er dann im November oder Dezember mit dem ersten Frost süßer wird, weiß man wieder, warum man ihn nicht vergessen sollte.

Nicht vergessen darf man außerdem die Winterzwiebeln und den Knoblauch, die erst später, im Spätherbst, in die Erde kommen – aber es ist jetzt schon der Moment, in dem ich im Kopf Platz dafür freiräume.

Diese zweite Saatwelle im Jahr fühlt sich für mich immer ein bisschen an wie eine zweite Chance – nicht alles, was ich im Frühling geplant habe, ist aufgegangen, aber jetzt kann ich nochmal nachlegen. Ich mag das. Der Garten verzeiht, wenn man zu früh war oder zu spät oder zu optimistisch. Und belohnt einen dann manchmal mit einer herbstlichen Vielfalt, die fast noch schöner ist als der Sommer.

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