
Liebstöckl, volkstümlich oft Maggikraut genannt, ist ein echtes Kraftpaket unter den Gartenkräutern. Mit seinem kräftig-würzigen Aroma, seiner robusten Natur und seiner langen Tradition als Heil- und Würzpflanze gehört es zu den großen Klassikern in der mitteleuropäischen Kräuterkunde. Ob als Würze in der Suppe, als Heilkraut für die Verdauung oder als Tinktur für die Nieren – Liebstöckl war jahrhundertelang aus Kloster- und Bauerngärten nicht wegzudenken.
Liebstöckl stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum und war bereits den alten Römern und Griechen bekannt. Sie schätzten die Pflanze wegen ihrer anregenden, verdauungsfördernden Wirkung und nutzten sie auch als Aphrodisiakum. Der Name „Levisticum“ leitet sich vom lateinischen „Ligusticum“ ab, was „aus Ligurien“ bedeutet – ein Hinweis auf seine Herkunft.
Im Mittelalter gelangte die Pflanze über die Klostergärten Mitteleuropas in den Volksgebrauch. Hildegard von Bingen erwähnte Liebstöckl als Mittel gegen Fieber und Wassersucht. In der traditionellen Klostermedizin galt es als entgiftend und kräftigend. Der heute gebräuchliche Name „Liebstöckl“ entstand vermutlich aus einer volksetymologischen Umformung von „Levistockel“ zu „Liebesstöckl“ – und wurde mit Liebe, Kraft und Fruchtbarkeit assoziiert.

Liebstöckl ist eine ausdauernde, mehrjährige Pflanze, die bei günstigen Bedingungen bis zu zwei Meter hoch werden kann. Er gehört zur Familie der Doldenblütler (Apiaceae) und wächst am liebsten an einem sonnigen bis halbschattigen Ort mit tiefgründigem, feuchtem und nährstoffreichem Boden. Ideal ist ein Platz am Kompost oder am Rand des Gemüsebeets.
- Standort: sonnig bis halbschattig
- Boden: nährstoffreich, humos, durchlässig
- Pflege: im Frühjahr mit Kompost düngen, regelmäßig wässern
- Ernte: Blätter ab Frühjahr, Wurzeln im Herbst des zweiten Jahres
Einmal gepflanzt, treibt Liebstöckl jedes Jahr neu aus und wächst kräftig – er braucht Platz und kann andere Pflanzen leicht überwuchern. Wer möchte, kann ihn im Herbst zurückschneiden oder die Samenstände stehen lassen – sie sind ebenfalls aromatisch.

Die Pflanze enthält eine Reihe wirksamer Inhaltsstoffe:
- Ätherische Öle (v. a. Butylidenphthalide): verdauungsfördernd, blähungslindernd
- Cumarine: blutreinigend, entzündungshemmend
- Bitterstoffe und Harze: magenstärkend
- Apiol und Ligustilid: leicht harntreibend und krampflösend
In der Pflanzenheilkunde wird Liebstöckl traditionell zur Förderung der Verdauung, bei Blähungen, zur Anregung der Nierentätigkeit und bei Appetitlosigkeit eingesetzt. Auch bei Erkältungen kann ein Tee aus der Wurzel unterstützend wirken.

Vorsicht: Aufgrund der harntreibenden Wirkung sollte Liebstöckl nicht bei entzündlichen Nierenerkrankungen oder in der Schwangerschaft eingenommen werden.
Kulinarische Verwendung
Der kräftige, sellerieähnliche Geschmack von Liebstöckl macht ihn zur idealen Zutat in der hausgemachten Suppenküche. Besonders in Gemüsebrühen, Kartoffelsuppen oder Linseneintöpfen entfaltet er sein volles Aroma. Aber auch als Bestandteil von Kräuterbutter, Quark, Brotaufstrichen oder Kräutersalzen ist er eine echte Bereicherung.
Rezept 1: Liebstöckl-Salz
Zutaten:
- 100 g grobes Meersalz
- 1 Handvoll frische Liebstöcklblätter
Zubereitung:
Blätter waschen, trocken tupfen und fein hacken. Mit dem Salz vermengen und auf einem Backblech ausbreiten. Bei Zimmertemperatur 1–2 Tage trocknen lassen oder im Backofen bei 40 °C Umluft leicht trocknen. In einem Mörser oder Mixer fein vermahlen und in Gläser füllen. Ideal zum Würzen von Suppen, Bratkartoffeln oder Gemüsegerichten.
Rezept 2: Liebstöckl-Suppe
Zutaten (für 4 Personen):
- 1 Zwiebel
- 2 Kartoffeln
- 1 Karotte
- 750 ml Gemüsebrühe
- 1 Handvoll Liebstöcklblätter
- 2 EL Obers oder Hafercuisine
- Salz, Pfeffer, Muskat
Zubereitung:
Zwiebel würfeln, Kartoffeln und Karotten klein schneiden. Alles in etwas Öl anschwitzen, mit Brühe aufgießen und 20 Minuten köcheln lassen. Liebstöcklblätter grob hacken, zur Suppe geben und fein pürieren. Mit Sahne verfeinern und würzen. Mit gerösteten Brotwürfeln servieren.
Rezept 3: Liebstöckltinktur (Verdauungshilfe)
Zutaten:
- 1 Handvoll fein gehackte Wurzelstücke
- 250 ml Korn oder Weingeist (mind. 40 %)
Zubereitung:
Wurzeln in ein Schraubglas geben, mit Alkohol bedecken und 3 Wochen an einem warmen Ort ziehen lassen. Täglich schütteln. Danach abseihen und in dunkle Tropfflaschen füllen. Bei Völlegefühl oder Blähungen 10–20 Tropfen in etwas Wasser einnehmen (max. 3× täglich).
Fazit
Liebstöckl ist ein wahrer Alleskönner im Garten: aromatisch, heilkräftig, pflegeleicht und vielseitig verwendbar. Ob als kulinarisches Würzwunder, traditionelles Heilmittel oder einfach als kräftig duftendes Element im Kräuterbeet – diese alte Klosterpflanze hat auch in der modernen, nachhaltigen Küche und Naturheilkunde ihren festen Platz. Wer ihn einmal kennt, möchte auf den „grünen Suppenfreund“ nicht mehr verzichten.