Der sommerlichen Hitze entflieht man am besten in dem man sich in kühlere Regionen begibt, in die Berge oder noch besser in das Hochgebirge. Eine gute Möglichkeit hier in der Nähe ist neben der Rax der Schneeberg. Der Schneeberg in Niederösterreich ist 2.076 Meter hoch. Er ist der höchste Berg in Niederösterreich und markiert gleichzeitig die Grenze zwischen den Alpen und dem Wiener Becken. Mit der Salamanderbahn kommt man in knapp 40 Minuten von Puchberg in das Hochgebirge. Dort kann man nicht nur wandern sondern auch so manche Kräuter entdecken.

Die Kräuter des Hochgebirges, verborgen in den kargen Landschaften und rauen Klimazonen, sind wahre Überlebenskünstler. Seit Jahrhunderten faszinieren sie die Menschen durch ihre außergewöhnlichen Eigenschaften und ihre Fähigkeit, unter extremen Bedingungen zu gedeihen. Diese Pflanzen, die in Höhenlagen von über 1.500 Metern wachsen, haben nicht nur eine einzigartige Anpassungsfähigkeit entwickelt, sondern auch eine lange Geschichte in der Heilkunst und Volksmedizin.

Die Geschichte der Nutzung von Hochgebirgskräutern reicht weit zurück. Schon in der Antike schätzten die Menschen die heilenden Kräfte dieser Pflanzen. Die schamanischen Traditionen der Alpenvölker, die auf eine tiefe Verbindung zur Natur basierten, nutzten die Kräuter für rituelle und medizinische Zwecke. In den Klöstern des Mittelalters sammelten Mönche das Wissen um die heilenden Wirkungen dieser Pflanzen und kultivierten sie in ihren Klostergärten. Über die Jahrhunderte hinweg wurden die Hochgebirgskräuter zu einem unverzichtbaren Bestandteil der europäischen Heilpflanzenkunde.

Am Schneeberg konnte ich eine Pflanze finden dich ich als Kind nie pflücken durfen, den Schusternagel, dem Aberglaube nach würde der Blitz dann ins Haus einschlagen wenn man nach Hause trägt.

Der Frühlingsenzian (Gentiana verna) wird nur wenige Zentimeter hoch, die kleine blaue Blume kennt man auch unter den Namen Rauchfangkehrer, Himmelsbläueli, Herrgottsliechtli, Tintabluoma oder Himmelsstengel, pflücken darf man ihn heute auch nicht, die Pflanze steht unter Naturschutz. Zu finden ist sie in Höhen bis ca 2600 m und sorgt für kleine dunkelblaue Farbtupfer.

Ebenfalls zu finden ist hier der Frauenmantel, Der Frauenmantel (Alchemilla) ist eine faszinierende Pflanze, die in vielen Gärten und natürlichen Landschaften Europas zu finden ist. Mit ihren charakteristisch gefalteten, samtigen Blättern und zarten gelbgrünen Blüten hat der Frauenmantel eine lange Tradition sowohl in der Heilkunst als auch in der Symbolik.

Der Name „Frauenmantel“ stammt von der besonderen Form der Blätter, die an einen Mantel oder Umhang erinnern. Diese Blätter sind nicht nur schön anzusehen, sondern haben auch die bemerkenswerte Eigenschaft, Wassertropfen zu sammeln, die sich bei Morgentau oder nach Regenfällen darauf bilden. In der Alchemie des Mittelalters wurden diese Tropfen als besonders rein und magisch angesehen, was dem Frauenmantel den wissenschaftlichen Namen „Alchemilla“ einbrachte.

In der Volksmedizin spielt der Frauenmantel eine bedeutende Rolle. Besonders geschätzt wird er wegen seiner positiven Wirkung auf die weibliche Gesundheit. Traditionell wurde er zur Linderung von Menstruationsbeschwerden, zur Unterstützung in den Wechseljahren und zur Förderung der Wundheilung eingesetzt. Die Pflanze enthält Gerbstoffe und Flavonoide, die entzündungshemmende und adstringierende (zusammenziehende) Eigenschaften haben. Diese Wirkstoffe machen den Frauenmantel zu einem beliebten Mittel in der Naturheilkunde, insbesondere bei der Behandlung von Hautproblemen und kleineren Verletzungen.

Darüber hinaus wurde der Frauenmantel früher als Schutzpflanze angesehen. In alten Überlieferungen wurde ihm die Fähigkeit zugeschrieben, Frauen während der Schwangerschaft und Geburt zu stärken und zu schützen. Man glaubte, dass die Pflanze eine harmonisierende Wirkung auf den Körper ausübt und das weibliche Wohlbefinden unterstützt.

Für hellviolette Farbflecken sorgt am Schneeberg der Reichästige Enzian, (Gentiana ramosa), für rosa sorgt das schmalblütige Weidenröschen, versteckt und fast unsichtaber der gewöhnliche Augentrost. Beinwell ist genauso zu finden wie das Wollkorb-Habichtskraut (Hieracium pilosum).

Die Kräuter des Hochgebirges zeichnen sich durch ihre hohe Konzentration an Wirkstoffen aus. Die extremen Bedingungen in den Bergen, wie starke UV-Strahlung, niedrige Temperaturen und nährstoffarme Böden, zwingen die Pflanzen dazu, besondere Überlebensstrategien zu entwickeln. Diese äußern sich in einer hohen Dichte an ätherischen Ölen, Bitterstoffen und anderen bioaktiven Substanzen, die sie so wertvoll für die Medizin und Kosmetik machen.

In der modernen Zeit erleben Hochgebirgskräuter eine Renaissance. Während sie früher hauptsächlich in der Volksmedizin genutzt wurden, rücken sie heute verstärkt ins Interesse der Wissenschaft. Studien zeigen, dass viele dieser Pflanzen antioxidative, entzündungshemmende und antibakterielle Eigenschaften besitzen, die für die moderne Medizin und Kosmetik von großem Interesse sind. Besonders in der Naturkosmetik und in der Phytotherapie werden Hochgebirgskräuter zunehmend verwendet.

Die Nutzung dieser Kräuter muss jedoch mit Bedacht erfolgen. Viele Hochgebirgspflanzen sind selten und stehen unter Naturschutz. Die wilde Sammlung ist daher oft streng reglementiert. Um die wertvollen Pflanzenbestände zu erhalten, setzen viele Hersteller auf den kontrollierten Anbau und die nachhaltige Ernte der Kräuter. Dadurch wird sichergestellt, dass die Natur geschützt und gleichzeitig die heilenden Kräfte der Pflanzen genutzt werden können.

Die Kräuter des Hochgebirges sind mehr als nur Heilpflanzen. Sie sind Zeugen einer uralten Tradition, die von Generation zu Generation weitergegeben wurde. Ihre Geschichte ist eng mit der Geschichte der Menschen in den Bergen verknüpft. Heute, wo das Interesse an natürlichen Heilmitteln und nachhaltiger Kosmetik wächst, erleben diese Pflanzen eine neue Blütezeit. Sie stehen für die Weisheit der Natur und erinnern uns daran, wie viel Kraft in den kleinsten und unscheinbarsten Geschöpfen der Erde steckt.

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