Lavendel, botanisch Lavandula angustifolia, ist eine der ältesten Heil- und Duftpflanzen der Menschheit und stammt ursprünglich aus dem Mittelmeerraum. Schon im antiken Ägypten fand Lavendel bei Einbalsamierungen Verwendung, im alten Rom war er fester Bestandteil der Körperpflege und wurde den Bädern zugesetzt. Der Name „Lavendel“ leitet sich vom lateinischen „lavare“ ab, was „waschen“ bedeutet. Auch in der mittelalterlichen Klostermedizin, etwa bei Hildegard von Bingen, war Lavendel ein geschätztes Mittel zur Beruhigung, zur Linderung von Schmerzen und als Schutz gegen Infektionen.

In der Volksmedizin wurde er gegen Unruhe, Schlaflosigkeit, Magen-Darm-Beschwerden und als Wundheilmittel eingesetzt.

Lavendel enthält eine Vielzahl wertvoller Inhaltsstoffe, darunter ätherische Öle wie Linalool, Linalylacetat, Cineol, Borneol, Campher, Geraniol und Caryophyllen. Weitere wichtige Inhaltsstoffe sind Gerbstoffe, Flavonoide, Triterpene, Phytosterine und Coumarine. Diese Kombination macht Lavendel zu einer vielseitigen Heilpflanze mit beruhigenden, angstlösenden, krampflösenden, antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Besonders das ätherische Lavendelöl wirkt über den Geruchssinn direkt auf das limbische System im Gehirn, was seine Wirkung bei innerer Unruhe, leichten Angstzuständen und Schlafproblemen erklärt. Auch bei Muskelverspannungen, Kopfschmerzen, nervösen Magen-Darm-Beschwerden und leichten Hautentzündungen kann Lavendel hilfreich sein. Äußerlich wird Lavendelöl auch bei kleinen Wunden, Insektenstichen und Hautirritationen eingesetzt.

Trotz seiner vielfältigen Wirkung ist Lavendel nicht für alle Menschen geeignet. Personen mit niedrigem Blutdruck sollten Lavendel meiden, da er blutdrucksenkend wirkt. Schwangere und stillende Frauen sollten vor der Anwendung ärztlichen Rat einholen, insbesondere bei ätherischem Öl. Für Säuglinge und Kleinkinder ist Lavendelöl tabu, da es Atemprobleme auslösen kann. Auch Menschen mit bekannten Allergien auf Bestandteile von Lavendel oder ätherische Öle sollten Vorsicht walten lassen.

Es gibt zahlreiche Lavendelsorten, die sich in Duft, Wuchshöhe und Verwendungszweck unterscheiden. Der Echte Lavendel (Lavandula angustifolia) ist die bedeutendste Heil- und Aromapflanze. Er hat einen milden, süßlich-blumigen Duft, enthält viel Linalylacetat und eignet sich hervorragend für die medizinische Anwendung, Teezubereitung, Aromatherapie und in der Küche. Speiklavendel (Lavandula latifolia) hat einen kräftigeren, kampferartigen Geruch, enthält mehr Campher und wird eher äußerlich verwendet. Lavandin (Lavandula x intermedia), eine Kreuzung aus echtem Lavendel und Speiklavendel, ist sehr robust, wird industriell angebaut und vor allem für Duftstoffe in Reinigungs- und Kosmetikprodukten verwendet. Schopflavendel (Lavandula stoechas) schließlich ist vor allem Zierpflanze, sein Duft ist weniger angenehm und für medizinische Anwendungen ungeeignet.

Für die Herstellung von hochwertigem ätherischem Lavendelöl wird ausschließlich Lavandula angustifolia verwendet. Das Öl wird durch Wasserdampfdestillation aus den frischen Blüten gewonnen. Für einen Liter ätherisches Öl benötigt man etwa 150 Kilogramm Blüten. Dieses Öl wird sowohl in der Aromatherapie als auch für kosmetische und medizinische Zwecke genutzt. Lavandinöl ist einfacher herzustellen, aber aufgrund seiner anderen Zusammensetzung nicht therapeutisch wirksam.

Auch in der Küche kann Lavendel in kleinen Mengen verwendet werden. Frische oder getrocknete Blüten des echten Lavendels eignen sich zur Aromatisierung von Zucker, Sirup, Gelees, Honig, Essig, Limonaden, Gebäck oder sogar herzhaften Gerichten wie Wild oder Ziegenkäse. Wichtig ist dabei, nur biologisch angebaute Lavendelblüten in Lebensmittelqualität zu verwenden und sie sparsam zu dosieren, da der Geschmack sonst schnell zu intensiv oder seifig wirkt.

Ein beliebtes und einfaches Rezept ist Lavendelsirup. Dafür braucht man einen Liter Wasser, ein Kilogramm Zucker, den Saft von ein bis zwei Bio-Zitronen und etwa drei Esslöffel getrocknete oder fünf bis sechs Esslöffel frische Lavendelblüten vom echten Lavendel. Zuerst wird das Wasser mit dem Zucker aufgekocht, bis sich der Zucker vollständig aufgelöst hat. Danach nimmt man den Topf vom Herd, gibt die Blüten und den Zitronensaft dazu und lässt alles abgedeckt 24 Stunden ziehen. Anschließend wird der Sirup durch ein feines Sieb oder Tuch gefiltert, noch einmal kurz aufgekocht und heiß in saubere Flaschen abgefüllt. Kühl und dunkel gelagert ist der Sirup mehrere Monate haltbar. Er eignet sich hervorragend für Limonaden, Sekt, über Eis oder in Joghurt und verleiht Speisen und Getränken eine feine blumige Note.

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